Braucht unsere Gesellschaft einen Social Media Führerschein für Eltern?
Ich bin ein Kind der späten 80er – Videos wurden da allenfalls zu Weihnachten und zum Geburtstag gedreht. Mit einer Videokamera, die zum Videos machen unhandlicher als mein heutiger Laptop ist und in etwa genauso schwer und auf Bändern aufgezeichnet wurde. Die heutige Generation Kinder weiß noch nicht einmal mehr, wozu man die eckigen Bleistifte brauchte, solange man Kassetten im Haushalt hatte…
Die ganze Kindheit im Netz dokumentiert
Mein Mann und ich kommen uns manchmal vor, als wären wir Außerirdische in einer Welt voller mitteilungsbedürftiger Eltern, die mich über den Whatsapp-Status selbst dann mit Kinderbildern voll spamme, wenn ich nicht mal mit ihnen per du bin. Warum sollte ich mich für die Urlaubsbilder meiner Rückbildungstrainerin interessieren, auf denen ihre etwa achtjährige Tochter im Badeanzug zu sehen ist oder ich entnehmen kann, dass sie gerade ihren innig geliebten Familienhund einschläfern mussten und alle vier Kinder weinend um den Kamin versammelt sind? Und was bewegt besagte Trainerin dazu, mir diese Einblicke in ihr Privatleben und das ihrer Kinder täglich (ungefragt) zugänglich zu machen? Ist das nur unvorsichtig ihrerseits, schon fahrlässig oder kommt zu dem Tatbestand auch noch Belästigung meiner Person hinzu? Ja, ich kenne die Funktion, Whatsapp-Statusanzeigen stummzuschalten. Aber das greift ja nicht die Wurzel allen Übels an, nämlich dass manche Eltern einfach unvorsichtig und gedankenverloren Dinge posten, die niemanden außer wirklich enge Bekannte und Verwandte etwas angehen (sollten).
Fragwürdige Nutzungsbedingungen
Wer liest schon das Kleingedruckte auf seinem Handy, vor allem, wenn es sich über 25 dicht beschriebene, digitale Seiten auf einem Display erstreckt, das kleiner als meine Handfläche ist? So geht im Übrigen ein Bild im Whatsapp-Status bei „falschen“ Einstellungen nicht nur an alle Nummern, die im Handy gespeichert sind (also im Zweifel auch an den Steuerberater oder die Zahnärztin), sondern auch direkt viral, weil nämlich Facebook und Instagram direkt gekoppelt sind. Und ob die Profile dieser Eltern dort privat sind, mag ich zu bezweifeln.
Das Recht auf Selbstbestimmung
Dieser sorglose Umgang mit Kinderbildern steht im krassen Missverhältnis zum sonstigen, gesellschaftlich „anerkannten“ Verhalten im Internet. Datenschutz ist aktueller denn je und gefühlt jeder zweite ist genervt von Cookie-Bannern im Internet.
Unternehmen fragen mich um Erlaubnis oder müssen „berechtigtes Interesse“ (so der Gesetzestext) nachweisen, Textdateien im Browser speichern zu dürfen, um meine Interessen aus meinem Surf-Verhalten ableiten zu können. Das machen sie u.a. dazu, mir gezielt Werbung anzuzeigen, die zu meinen Interessen passt. Cookies als technische Lösung haben bald ausgedient und es wird bald Alternativen geben, aber die Absicht des Gesetzgebers bleibt bestehen: Unternehmen dürfen nur etwas von mir persönlich wissen, wenn ich dem zustimme. – Das Netz aber zu pflastern mit Bildern seiner eigenen Kinder ist im Gegensatz dazu kein Problem.
Und jetzt frage ich euch, was läuft hier falsch…?
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