schreibend auf dem Hikari 528 Shinkansen, Wagen 6, Sitz 10-A
Zweieinhalb Tage sind einfach zu kurz für Kyoto, für diese wundervolle Stadt, die im Frühling während der Kirschblüte im wahrsten Sinne aufblüht.
Sakura: Kirschblüte in Kyoto
Was ich besonders mag, ist, dass es hier dank der vielen Kirschbäume nach Frühling duftet. Das ist nicht nur in Kombination mit dem strahlend blauen Himmel und der Sonne schön, die gerade angenehm die Haut streichelt. Es erinnert mich auch an zu Hause. Wenn ich die Augen schließe und den Geruch einatme, kann ich für einen Moment alle Geräusche ausblenden und fühle mich, als wäre ich wieder 12 Jahre alt und im heimischen Garten. Die Kirschbäume, die dort früher standen, haben genauso geduftet. Es duftet in Kyoto also nicht nur nach Frühling, sondern auch nach Kindheit. Das ist ein schönes Gefühl.
Gleichzeitig ist es komisch, dass es scheinbar überall auf der Welt gleich ist und kleine japanische Kinder möglicherweise dieselben Erinnerungen haben werden. Außer dass ich in diesem Land noch keine richtig großen Grundstücke gesehen habe, die so etwas wie „private“ Kirschbäume ermöglichen… Ich glaube das Konzept von Platz ist den Japanern nicht allzu geläufig.
Kapselhotel
Das lässt sich auch vorzüglich an meinem „geräumigen“ Hotelzimmer erkennen. Zwar sehe ich meine Tage in Jugendherbergen und Hostels als gezählt, da ich aber allein unterwegs und nicht darauf aus war, den doch recht teuren Saisonzuschlag auf eine Nacht in einem normalen Hotelzimmer zu zahlen, habe ich mir stattdessen ein Kapselhotel im Zentrum gesucht. Das ist im Prinzip ein besserer Schlafsaal in einer Jugendherberge – geteiltes Bad, Schließfächer auf dem Gang statt Tresor auf dem Zimmer, allerdings eine Pappmaché-Schiebetür, um den Rest Privatsphäre zu schützen, den man in Jugendherbergen im 8er-Schlafsaal eben nicht hat. Hilft aber alles nichts, wenn ein paar Betrunkene nachts um vier lautstark auf sich aufmerksam machen. Naja – immerhin kann ich diese Erfahrung jetzt ebenfalls auf meinem Haben-Konto verbuchen, muss sie aber nicht noch mal machen. Das gesparte Geld allerdings konnte ich bereits sehr gut in Tax Free Shopping Dingen anlegen.
Chinesische Touristen in Kimonos
…(nicht Saris) tragen zum originalen Kyotoer Stadtbild bei, zumindest für westliche Besucher, die nicht zwischen chinesischen und japanischen Nasen unterscheiden können. Die Kimonos werden für kleines Geld inklusive des originalgetreuen Frisierens der Haare an nahezu jeder Ecke vermietet.
Kontraste
Es mag sein, dass man ein sehr romantisches Bild von Kyoto im Kopf hat, sofern man sich denn schon mal mit der Stadt beschäftigt hat. Immerhin war es die alte Hauptstadt Japans (bitte fragt mich nicht zu welcher Periode das wohl war…). Wenn man mit dem „bullet train“, dem Schnellzug Shinkansen, in die Stadt einfährt, bekommt man allerdings die volle Breitseite der Moderne mit all den Hochhäusern und Shoppingmöglichkeiten zu spüren.
So ging es mir und ich war ein wenig überrascht, dass ich mich nach diesem romantischen, postkartengleichen Bild erst auf die Suche begeben musste. Die wunderschöne, pittoreske Altstadt mit ein- oder zweigeschossigen Häuschen, die dicht an dicht stehen und die Fassaden mit dunklem Holz schmücken, habe ich aber schließlich gefunden und mich direkt verliebt. Hier hätten ein paar Stunden mehr Freizeit gut getan, um voll in die Atmosphäre einzutauchen, durch einzelne Läden zu streifen, hier und da einen japanischen „Kaffee und Kuchen“ Stopp zu machen oder auch die noch kleineren Hinterhofgassen zu erkunden. Sowieso läuft ziemlich viel auf Erkundung hinaus, denn was an den einzelnen Shops steht, versteht man ohne Japanischkenntnisse ohnehin nicht.
Touristenmassen: Normaler Zustand in Kyoto während der Kirschblüte
Zwar ist es durch die Kirschblüte überall recht voll gewesen – frühes Aufstehen hat nicht geholfen, verschaffte mir aber mehr vom Tag und die Zeit, sich auch in einem abgelegenen Tempel abseits der Massen anzuschauen. Auch bei den Besichtigungen fällt der Kontrast auf: die Haupttouristenattraktionen sind völlig überlaufen und man wird von einer riesigen Masse an Gruppenführungen „mitgetragen“. Ein Besuch des Goldenen Tempels dauert durchschnittlich, trotz wunderbar angelegter Gärten, nur dreißig Minuten. Gehen kann man nur in eine Richtung, weil von hinten direkt Menschenmassen nachdrängen – was dann auch für lange Foto-Sessions nicht einlädt.
Die andere Seite der Besichtigungen, die ich erfahren habe, sind die Tempel, die weiter abseits liegen. Dort ist es bei weitem nicht so voll, die malerische Anlage ist noch um ein vielfaches größer und man hat alle Zeit der Welt, sich ausgiebig umzuschauen (und auch im Kreis oder zurückzugehen, wenn man denn will). Das Problem dabei ist, dass ich in dem Fall gar nicht die Zeit hatte, mir die Ruhe anzutun. Man sollte sich also im Vorfeld darüber klar sein, dass man bei zwei Tagen entweder möglichst viel im Schnelldurchlauf sieht und vor Touristenmengen nicht zurückschrecken sollte. Oder aber man sucht sich ein, zwei abgelegene Tempelanlagen heraus, die wie der Daikaku-ji die etwas weitere Strecke wert sind. Alle Tempel, die ich besucht habe, kosteten ähnlich viel, um die 500 Yen (etwa 4 EUR).
// Tempelanlage etwas außerhalb: Daikaku-ji im Nordwesten Kyotos
Impressionen aus Kyoto
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