LH779 von SIN nach FRA
Bei 13 Stunden Sardinenbüchse, auch bekannt als Lufthansa Economy Class, habe ich genug Zeit, die letzten zwei Wochen Revue passieren zu lassen und mir Gedanken zu den beiden deutschsprachigen Kreuzfahrtanbietern zu machen. Hier also der ausführliche Vergleich Mein Schiff vs. AIDA.
Publikum
Auf der AIDA ist der durchschnittliche Gast auf jeden Fall jünger! Das mag am Werbe-Image liegen, aber sicher auch am Preismodell.
Kosten & Verpflegung
Während bei AIDA zwar alle Mahlzeiten und die Tischgetränke – Bier, Hauswein, Wasser – inklusive sind, muss jedes Wasser und jeder Cocktail, auch in der Happy Hour, zusätzlich bezahlt werden. So kommen pro Woche, wenn man denn sparsam ist, dennoch gute 100 Euro pro Kopf zusätzlich zusammen. Man findet bei AIDA zwar fast durchgehend auch Restaurants oder Snack Bars, die gerade geöffnet haben, es ist aber auch ein Komfort-Faktor, wenn man eben nicht für ein Wasser quer übers halbe Schiff laufen muss. Auf den kleineren Schiffen der AIDA-Flotte (die älteren) gibt es noch Wasserspender auf den Kabinengängen, die wurden jedoch bei den größeren Neubauten abgeschafft. Auf Mein Schiff sind alle erdenklichen Getränke inklusive – 120 alkoholische und alkoholfreie stehen in der durchschnittlichen Karte jeder Bar – und das einzige, wofür noch draufgezahlt werden müsste, ist Champagner und co. Wir haben uns den Schampus ebenso gespart wie den Besuch der Spezialitäten-Restaurants. Es gibt auf Mein Schiff, anders als auf den AIDA’s, auch Restaurants mit Bedienung am Platz und 5-6-Gänge-Menüs. Die sind ausgezeichnet und wenn man nicht unbedingt Lust auf Sushi oder Wagyu- und Kobe-Steak hat, kann man auch getrost zusätzliche Kosten für das Essen auf Mein Schiff sparen.
Bei AIDA gibt es lediglich Buffet-Restaurants, die im Reisepreis enthalten sind. Jeglicher Gastro-Service mit Bedienung kostet zusätzlich.
Qualität & Organisation
Die Qualität des Essens, der Getränke, aber auch von Zimmern und sonstigen Bord-Einrichtungen ist bei beiden Flotten ähnlich. Ich persönlich finde, die Essensqualität ist hervorragend, sowohl auf Mein Schiff als auch bei AIDA. Natürlich gibt es Kleinigkeiten, die den Unterschied machen, wie oben beschrieben Bedienung am Platz vs. Buffet. Mein Opa zum Beispiel mag außerdem bei AIDA, dass der Serrano-Schinken dort direkt vor seinen Augen vom Stück abgeschnitten wird – mir ist diese Essens-Station ehrlich gesagt nicht großartig aufgefallen. Besser organisiert sind die Live Cooking Stationen auf Mein Schiff – für mein morgendliches Omelette muss ich nicht 20 Minuten anstehen, weil nur eine Person auf einer Herdplatte für alle Gäste zuständig ist, sondern es gibt, ähnlich wie im Vapiano zu Hause, Pieper, die man mitbekommt und die anfangen zu piepsen, sobald das Omelette (oder Mittags/ Abends das Wokgericht) fertig ist.
Zum Punkt Orga ist mir noch positiv aufgefallen, dass das Atlantik À la Carte Restaurant z.T. mit Warteliste arbeitet. Als wir einmal zur Stoßzeit da waren und erst in 20 Minuten wieder ein Tisch frei wurde, bekamen wir eine Nummer mit und konnten uns an die angrenzende Bar setzen und einen der zahllosen Cocktails als Aperitif genießen, bis wir abgeholt und zum freien Tisch begleitet wurden. Wir haben an Kaltgetränken in diesem Urlaub nicht gespart – muss sich ja lohnen.
Freundlichkeit
Nicht nur an der Bar, sondern auch in allen anderen Bereichen ist, wie ich finde, die Freundlichkeit der Mitarbeiter vorbildlich. Das gilt m.E. für beide Flotten, sowohl für AIDA, als auch für unsere jetzige Reise mit Mein Schiff 3.
Ranghöhere Manager fragen z.B. beim Essen nach, ob alles reibungslos läuft. Wir hatten nur einmal eher schlechten Service auf dieser Reise. Der Kellner hatte nicht seinen besten Tag und hat ein paar Bestellungen (wir waren insgesamt vier Leute am Tisch) durcheinander geworfen. War für uns kein Beinbruch, und selbst er hat sich am Schluss noch entschuldigt.
Bei Feedback unsererseits wird ebenfalls nicht lang gefackelt – ich hatte bei einer Massage zum Beispiel nicht das Gefühl, dass die richtig gut ausgeführt wurde. Das habe ich danach direkt angesprochen (währenddessen natürlich auch, hat aber nichts gebracht) – prompt hat mir die Managerin des Spa-Bereichs angeboten, die gleiche Behandlung kostenfrei am nächsten Tag zu wiederholen. Das ist stark!
Was eher für Unmut gesorgt hat, ist die Unfreundlichkeit so manchen Gastes gewesen. Ohne „bitte“ und „danke“ Bestellungen aufzugeben ist eine Sache. Richtig unfreundlich zu werden, wenn die (aus über 40 Ländern zusammengewürfelte und nicht immer deutsch sprechende) Crew bei der Handtuchausgabe nicht auf Anhieb versteht, ob man jetzt Pfandkarten oder neue Handtücher will, wenn der Durchschnittsdeutsche mit „hmm“ auf eine Oder-Frage antwortet, geht gar nicht. Da wüsste selbst ich nicht, was gemeint ist und müsste ein zweites Mal nachfragen… Ich weiß nicht, ob mir das nur jetzt so präsent gewesen ist, weil alles inklusive ist oder ob das bei den Fahrten mit der AIDA auch so war. Ich schätze eher nicht, da man eher geneigt ist, nicht alles als selbstverständlich hinzunehmen, wenn man für jedes Getränk extra bezahlt und somit auch für den Service.
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