schreibend auf dem JR Limited Express Chūō Line von Matsumoto nach Tokyo
Zur Abwechslung mal nicht alleine: Meine Schwester ist den ganzen Weg von Deutschland nach Tokio gekommen, um mich zu besuchen (wobei ich schätze, dass sie mich nicht so sehr hätte besuchen wollen, wenn ich in Novosibirsk gearbeitet hätte…). Sie hatte sich gewünscht, typisch japanisch in einer „Ryokan“ genannten Herberge mit Onsen zu übernachten. Das angeschlossene Onsen, ein Bad mit heißen Quellen, war das i-Tüpfelchen auf diesem Relax-Ausflug.
Da ich bis auf Karfreitag, den ich mir hier freigenommen habe, arbeiten muss, war erst gestern die Gelegenheit, einen Ausflug zu machen, der uns aus Tokio herausführt. Kurzfristig zu buchen empfiehlt sich zu dieser Jahreszeit übrigens nicht; die Zierkirschen sind in Matsumoto in voller Blüte, was den Zeitpunkt zur Hochsaison mit vielen ausgebuchten Hotelzimmern macht.
Ryokan: Ein für den europäischen Geschmack „spartanisches“ Hotel
Da Johanna aber ohnehin Lust hatte, für meinen Geschmack eher spartanisch zu übernachten, haben wir schließlich doch noch ein Hotel mit Onsen gefunden. „Spartanisch“ sage ich deshalb, weil die typische japanische Art zu nächtigen vorsieht, dass eine sehr dünne Matratze (wir brauchten zwei übereinander…) auf den mit Reisstrohmatten („Tatami“) ausgelegten Böden ausgerollt wird. Ryokan heißt diese traditionelle japanische Behausung, in der sich in der Regel alle Personen im selben Raum schlafen.
In unserem Zimmer hätten bis zu fünf Menschen auf der Fläche Platz gehabt, der tagsüber als Wohn- und Esszimmer genutzt wird. Schuhe sind auf den Tatami-Matten gänzlich tabu, im gesamten Hotel stehen außerdem Slipper zur Nutzung bereit, um Straßenschuhe weitestgehend zu verbannen. Diese Leih-Schühchen passen mehr oder weniger, allerdings ist es gewöhnungsbedürftig, „fremde“ Hausschuhe zu tragen und ich bin kein riesiger Fan. Hübsch dagegen waren allerdings die als Yukata bezeichneten Bademäntel, die wir mit einem Gürtel namens Obi gebunden und zum Onsen-Besuch getragen haben.
Nach einem kurzen Blick auf ein einschlägiges Youtube-Video, um „17 verschiedene Wege, einen Obi zu binden“ zu erlernen, beschlossen wir allerdings, ein paar Mal wickeln und eine Schleife tun es auch für den Moment.
Onsen: Das typische japanische Spa mit heißen Quellen
Onsen ist übrigens die japanische Form eines Spas. Da die Region um Matsumoto ein paar heiße Quellen aufweist, gibt es recht viele dieser Onsen-Hotels bzw. Ryokans mit dieser Art einer traditionellen Badeanstalt. Männer und Frauen haben getrennte Bereiche. In unserem Hotel gab es nicht nur verschiedene Onsen, sondern auch mehrere Becken mit allem möglichen Schnickschnack – ionisiertes Wasser, Whirlpool-mäßige runde Becken mit lustigen Lichteffekten. Das mit Abstand beste war aber das halbe Open Air mit Infinity Pool Aussicht über das nächtliche Matsumoto. Auch wenn es mit 14 Grad abends recht frisch war, wärmt das 40 bis 42 Grad warme Wasser mehr als ausreichend.
Tattoos werden toleriert, solange es keine bösen Yakuza-Banden-Tätowierungen sind. Bei uns hat sich niemand beschwert, es ist aber auch nicht so, dass es einen Türsteher gäbe, der erst eine Sichtkontrolle durchführt. Wenn man als Paar da ist, kann man sich in der Regel ein privates Onsen mieten und einen Badezuber, z.B. mit Aussicht auf einen japanischen Garten, teilen, ohne neugierige Blicke auf sich zu ziehen.
Schade, dass wir nicht mehr Zeit hier im Ryokan mit Onsen verbringen konnten. Dankenswerterweise hat das Spa bis Mitternacht auf, allerdings war heute morgen um 10 Uhr schon Check-out und so haben wir auch den kostenlosen Shuttle-Bus in die Stadt genutzt (statt 2.000 Yen für ein Taxi), um uns noch das Schloss anzuschauen, weswegen wir dieses Ziel überhaupt ausgesucht hatten.
// Ryokan Hotel mit Onsen: Shoho Hotel in Matsumoto
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