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Kairo an einem Tag – ein bisschen Kultur im Badeurlaub

schreibend auf dem Flug MS20 von CAI nach SSH


Jetzt, da wir die Gelegenheit haben, uns entspannt in die Rücklehne sinken zu lassen, kann ich den ereignisreichen Tag Revue passieren lassen. In Kürze: Mit der gebuchten Tour hat alles super geklappt und trotz der jüngsten Terror-Attacken haben wir uns sicher und gut aufgehoben gefühlt.

Geführte Tour in Kairo: 135 GBP

Ich glaube auch, dass es ein glücklicher Zufall war, dass wir die private, geführte Tour nach Kairo für den Gruppenpreis bekommen haben (135 GBP statt 170 GBP pro Person). Vielleicht lag es schlicht daran, dass wir uns erst zwei Tage vorab entschieden hatten, doch noch ein wenig Kultur „mitzunehmen“. Obwohl ich nicht viel Hoffnung hatte, dass es kurzfristig auch noch erschwingliche Flüge von SSH nach CAI geben würde… Nach Whatsapp- bzw. iMessage-Anfragen an zwei verschiedene Tour-Anbieter gab es in Windeseile zwei Angebote. Faszinierend, wie schnell hier auf solche Kommunikationswege umgeschwenkt wird und in jedem Fall besser als ein umständliches Buchungsanfrage-Formular auf einer Website auszufüllen. Obwohl ich nie eine Buchungsbestätigung per E-Mail bekommen habe, sondern alle Details über Whatsapp liefen, stand unser Fahrer überpünktlich um 08:30 Uhr heute morgen an der Rezeption, um uns die Reiseunterlagen für die Flüge zu geben und uns zum Flughafen zu bringen.

Sowohl sein Auto als auch das unseres Guides in Kairo waren im besten Zustand, den ich bisher bei ägyptischen Autos gesehen habe…

Tourguide: spannende Einblicke in die ägyptische Kultur
Kairos Verkehr und typische Wohnhäuser

Sharif, unser Guide, fand uns am Ausgang des Kairoer Flughafens ebenfalls problemlos und schon konnte es losgehen. Mit der Tour, mit der Fahrt ins wimmelige Kairo und dem, wie ich hoffte, nicht Monolog, sondern Dialog unseres Fremdenführers. Tatsächlich waren wir überrascht, mit wie viel Leidenschaft und Humor er uns jedes noch so kleinste Detail auf den ersten Metern erzählt hat. Insgeheim habe ich mich gefragt, ob er das wohl durchhält oder ob seine Herzlichkeit nicht irgendwann nachlässt. Vor allem, wenn man die gleiche Sache schon so unzählige Male gemacht haben muss wie er.

Während einer Unterhaltung mit Daniel erwähnte der Guide, dass er vor der ägyptischen Revolution 2011 und dem russischen Flugzeugabsturz 2015 täglich Gruppen durch Kairo begleitet hatte, sich durch die Umstände seine Engagements aber auf etwa einmal pro Woche beschränken. Ich habe nicht schlecht gestaunt, als er dann auch beiläufig anbrachte, dass er in Alexandria wohnt, nicht in Ägyptens Hauptstadt. Das ist immerhin drei bis vier (Fahr-) Stunden weit weg, ganz zu schweigen von der Unbequemlichkeit der Reise in einem der kleinen, bis an den Rand vollgepackten Busses. Sein Tag ist also noch länger als unserer, auch wenn wir erst gegen kurz vor Mitternacht wieder im Hotel sein werden. Ich schätze, das ist einer der Vorzüge der ägyptischen (oder asiatischen oder südamerikanischen) Kultur – hier beschwert sich niemand, solcherlei Dinge werden auf die leichte Schulter genommen – bzw. müssen auf die leichte Schulter genommen werden, da es nur wenige andere Einnahmequellen gibt.

Ägyptische Mentalität: Bescheidenheit und Gästezufriedenheit als höchstes Gut

Auch wenn zwei Touristen wie wir auf die Schnapsidee kommen, nach dem offiziellen Programm mit Ägyptischem Museum und Pyramiden inklusive Sphinx am Ende des Tages „noch mal schnell“ einen Abstecher zum größten Basar Afrikas, Chan el-Chalili, in Kairos Altstadt zu unternehmen. Der Verkehr so kurz vor dem muslimischen Wochenende am Freitag (unser Sonntag) ist einfach furchtbar und trotz eines Umweges von fast zwei Stunden haben sich weder unser Fahrer noch Sharif beschwert oder uns gar davon abgeraten. Auch er meinte, wir sind nur einmal hier und er hat wirklich alles getan, damit wir zufrieden nach Sharm el-Sheikh zurückkehren. Trinkgeld ist natürlich sowohl für den Fahrer als auch für den Guide mehr als angebracht.

Außerdem hatte er eine Vorliebe für Fotos. Obwohl ich nicht so sehr auf die typischen „Guck-mal-ich-kann-die-Pyramide-mit-meiner-Fingerspitze-berühren“-Bilder stehe, war er sehr motiviert und es sind tatsächlich ein, zwei schöne Andenken von Daniel und mir dabei. Allerdings belehrte Sharif mich eines besseren, als ich heute morgen noch gedacht habe, eine 8 GB-Speicherkarte wird ja wohl locker ausreichen für einen Tagestrip…

Ägyptisches Museum: Am besten mit Guide durch das Museum

An unserer ersten Station, dem Ägyptischen Museum, hat unser Guide uns auf den dann folgenden Besuch bei den Pyramiden von Gizeh optimal vorbereitet, wer sie wann erbauen ließ und welches Weltbild, Selbstverständnis und Ansichten über das Leben nach dem Tod die alten Ägypter vor mehreren tausend Jahren hatten. Auch wenn wir nicht erpicht darauf waren, für 200 EGP pro Nase noch mehr und besser erhaltene Mumien zu sehen, gibt es doch einige Quellen hier im Netz, die sagen, das sei es absolut wert. Entscheidet selbst! Auf jeden Fall lohnenswert ist es, einen Guide mit auf Erkundungstour durchs Museum zu nehmen, denn bei so vielen alten Steinen, wie hier ausgestellt sind, könnte man leicht sechs Monate hier verbringen, wollte man sie alle sehen. Zudem wird parallel gerade das neue ägyptische Museum gebaut, welches über noch mehr Fläche verfügen wird.

Standard-Eintrittsgelder sind auf der Tour inklusive

Alle Eintrittsgelder (jeweils 120 EGP für das Museum und die Pyramiden in Gizeh pro Kopf) sind übrigens in der Tour inkludiert, allerdings musste ich im Museum für meine DSLR-Kamera 50 EGP (ca. 2,50 EUR) extra zahlen (gilt nicht für Handy-Kameras).

Eine der Kleinigkeiten, für die sich ein Guide schon gelohnt hat, waren die Augen mancher Statuen, auf die er uns aufmerksam gemacht hat. Sie wirken faszinierend real! Versucht es mal selbst, wenn ihr da seid, und haltet eure Handy-Taschenlampe darauf.

Natürlich haben wir auch gebührend und ausgiebig die 11-Kilo-Maske von Tut Anch Amun nebst Sarkophag und Grabbeigaben bewundert: tolle, filigrane Arbeiten und für mich unvorstellbar, wie solche Kunst vor ein paar Tausend Jahren entstanden ist.

Um den Leichnam und die beigefügten Gegenstände sicher zu verstauen, schützten die alten Ägypter nicht nur das Grab, sondern verpackten auch alles in riesigen goldenen Boxen. Diese waren nach dem Matroschka-Prinzip aufgebaut und vier Boxen ineinander gefügt. Der Grund für die Berühmtheit von Tut Anch Amun liegt übrigens nicht in dem Wirken seiner Regentschaft, sondern dass Forscher zuvor noch kein Pharaonengrab mit all seinen Kostbarkeiten gefunden haben– alle zuvor entdeckten Gräber waren bereits beraubt worden.

Pyramiden: beeindruckend, sie endlich „in echt“ zu sehen!

Danach ging es weiter zu den Grabmälern in Gizeh. Der Verkehr war noch gemäßigt und so waren wir in 30-45 Minuten vor Ort.

Da die Pyramiden von innen alle gleich aussehen (ähnlich wie von außen, wer glaubt’s…), jedoch die Eintrittspreise variieren, entschieden wir uns für eine der drei kleinen, fast zerstörten Grabmäler am Fuß der Cheops-Pyramide. So machten wir ganz kostenlos die Erfahrung, einen engen Tunnel für 30 bis 90 Meter herauf- oder herunterzusteigen und dabei immer weiter in das stickige und warme Innere der Pyramide vorzudringen. Keine Hieroglyphen, keine übrig gebliebenen Schätze, am Ende lediglich eine Kammer, in der man wieder aufrecht stehen kann. Das scheint für alle Pyramiden zu gelten und ich denke, wir haben nichts verpasst.

Die Essensplanung passt sich den Öffnungszeiten der Attraktionen an

Nachdem wir auch der Sphinx einen Besuch abgestattet hatten (komisch, uns wurden andere Theorien über ihre Nase aufgetischt, Obelix war es wohl doch nicht), ging es gegenüber zu unserem späten Mittagessen, das wir wegen des späten Hinflugs heute Morgen erst jetzt genießen können. Da die Pyramiden und das Museum aber nur bis 16:00 Uhr geöffnet sind, haben wir das Essen kurzerhand nach hinten verschoben.

Auch wenn die Bedienung ein bisschen unorganisiert war, konnten wir von dort aus vor einem atemberaubenden Panorama ein letztes Mal der ägyptischen Sonne auf Wiedersehen sagen. Es war unser letzter Sonnenuntergang in Afrika, denn morgen um die Zeit sind wir bereits wieder auf dem Heimweg.

Unser Fazit: Kairo an einem Tag – lohnt sich!

Insgesamt war der Tagesausflug nach Kairo von Sharm el-Sheikh ein tolles Ende für unseren kurzen Trip nach Ägypten – durchorganisiert und genug Zeit für die kulturellen Sehenswürdigkeiten des alten und neuen Kairo, die mir wieder einmal den Horizont noch ein wenig mehr erweitert haben.

// Anbieter: Sharm Club (meist englische, geführte Touren)

//mehr Tagesausflüge von Sharm el-Sheikh: via getyourguide

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